Die Mode-Essenz der Rave-Kultur

Am 6. Dezember war das Kunstfrei-Team bei „Facets of Rave Culture“, der Modeshow des Techno-Kollektivs „Gesindel der Nacht“. Auf der Modeshow wurden Designs präsentiert, welche die Essenz der Rave-Kultur einfangen und das Nachtleben für ein breites Publikum zugänglich machen sollten. Wir haben das Event besucht und ein bisschen mit den DesignerInnen und Models gequatscht. Enjoy!

Rave Modeshow
(@binderfotograf)

Secret Dresscodes auf Raves

Für viele scheint die Rave-Community ein geschlossener Kreis zu sein. Von außen wirkt es fast so, als gäbe es einen secret All-Black-Dresscode. Laut den DesignerInnen und Models ist das aber überhaupt nicht so. Eines der Models sagt: „Das ist, glaube ich, so ein Berghain Phänomen. Wenn man hier auf einen Rave geht, sehen die wenigsten Leute so aus.“ Paul (Trugbild) sagt: „Es gibt schon eine Ästhetik, die viele Menschen, die in der Community sind, ausleben. Aber es ist mir sehr wichtig, dass man sich in dem gewählten Outfit wohl fühlt und dass es eben keinen Dresscode gibt. Natürlich gibt es einen gewissen Look, aber man ist genauso willkommen, wenn man da nicht reinpasst.“ Diese Mentalität spiegelt sich auch in seinen Designs und der Kollektion von Gesindel der Nacht wider, die eine Brücke zwischen Nachtleben und Alltagsleben schlagen.

Trugbild Kollektion
(Foto: @arge.sache)

Das Ding mit der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges und aktuelles Thema, vor allem für die Modeindustrie, da diese für extrem viel CO₂ Emissionen verantwortlich ist. Circa 270kg C02 pro Person im Jahr fallen hier an. Auch für die DesignerInnen der Modeshow ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. „Da achten wir alle sehr drauf, wir arbeiten nur on demand, also haben kein Lager, wir alle kaufen in Wien Stoffe ein und geben dafür sehr viel Geld aus.“, so Karl Michael. Der große CO₂-Ausstoß, der von der Modeindustrie verursacht wird, ist vor allem der Fast-Fashion geschuldet. Karl Michael und die anderen DesignerInnen produzieren vor allem in kleinen Mengen und on demand.

Auch KHX produziert, fast ausschließlich on demand. „Mein Hauptfokus sind Kollektionen, die ich wirklich an den Models oder den Personen, die es kaufen wollen, fitte. Ich hab auch das Gefühl die zahlen das dann voll gerne, wenn sie wissen, das sitzt mir perfekt und das gibt es nur einmal.“ Allerdings finden diese Käufe natürlich in Bevölkerungs-Blasen statt, die sich mit Mode auseinandersetzen und bereit sind, einen etwas höheren Preis zu zahlen. Der Durchschnitts-H&M-Kunde würde eher unwahrscheinlich bei kleinen DesignerInnen kaufen. Kareem Aladhami sagt dazu: „Man muss sich hier auch an der Stadt anpassen, wenn man den Kunden sagt, das kostet 50€, kriegen die einen Schock in Wien. Aber wenn ich Leuten aus Berlin 50€ sage, dann nehmen die gleich zwei.“ Es ist also nicht jeder bereit diese Preise auch tatsächlich zu zahlen. Das hängt auch stark mit dem aktuellen Konsumverhalten zusammen. KHX findet, dass „sich das Konsumverhalten auch radikal verändern muss, weil es einfach gerade so ist: mehr ist mehr.“ Mehr ist Mehr ist, für die meisten, natürlich nur leistbar, wenn diese vielen Kleidungsstücke auch dementsprechend billig zu haben sind. In einer Gesellschaft, in der alles, auch die Modeindustrie, immer schneller wird. Hier passen independent DesignerInnen natürlich nicht rein. Dabei sind Designer-Pieces von kleinen DesignerInnen oft viel nachhaltiger als der Kauf in einem Secondhand-Store, so Karl Michael. Das billige Gewand aus solchen Geschäften füttere nur weiter die Fast Fashion-Kultur, in der so viele Outfits wie möglich getragen werden müssen. Designer-Pieces werden allerdings On Demand und nach deinem Maß produziert. Das verleitet natürlich dazu, besser auf diese Acht zu geben und sie häufiger anzuziehen.

Rave-Modeshow
(Foto: @elisabethlechner_)

Facets of Rave Culture

Die Designs, die von den unterschiedlichen DesignerInnen präsentiert wurden, sollen die verschiedenen Facetten der Rave-Kultur einfangen. NAKT studio präsentiert die klassischsten Rave-Looks des Abends. All Black kinky Outfits, wie die der Berliner Rave-Kultur.

NAKT Kollektion
(Foto: @arge.sache)
Foto von arge.sache
(Foto: @arge.sache)

Karl Michael sagt über seine Kollektion: „Ich finde, meine war gar nicht Rave. Eines von meinen Kleidern kostet 25.000€, das ist eigentlich ein Museumsstück und ist jetzt hier eben nochmal gelaufen. Mir war es wichtig, dass es das darf. Ich wollte genau off topic sein.“ Dabei ist off topic wohl gerade on topic. Denn beim Rave gehe es genau darum, sich in seiner eigenen Kleidung wohlzufühlen. Es sei egal, was man anzieht, wichtig sei sich wohl zu fühlen, so KHX. Die vielen unterschiedlichen Designs sind also gewollt unterschiedlich. „Das war auch die Idee hinter der Show, dass alles Rave-Fashion sein kann“, sagt KHX.

Was bedeutet Rave für dich?

Genauso divers wie die Outfits sind auch die Auffassungen vom Rave an sich. „Rave ist für mich total frei. Es gibt so viele Subkulturen, so viele Strömungen, die nebeneinander laufen. Den einen Rave gibt es nicht“, so Paul von Trugbild. Für fast jede Person, mit der wir an diesem Abend gesprochen haben, ist Rave mehr als nur Party. Beinahe alle heben die Offenheit der Leute hervor. Sarah aus dem Orga-Team sagt: „Die Leute sind einfach offener. Ich wurde noch nie bei ’nem Rave angemacht.“ Die Offenheit und Akzeptanz spiegelt sich natürlich auch in den Outfits wider, die mit Erotik und queerer Ästhetik spielen.

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